Dekarbonisierung
Das Unternehmen möchte bis zum Jahr 2030 die CO₂-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus eines Audi Fahrzeugs um 40 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 2018 reduzieren. Bis 2050 will die AUDI AG unternehmensweit bilanzielle CO₂-Neutralität1 erreichen. Ein Fokus liegt dabei auf der Dekarbonisierung der Produktion und Logistik: die avisierte bilanzielle CO₂-Neutralität1 der Audi Produktionsstandorte2 will das Unternehmen schon bis zum Jahr 2025 umsetzen. Dieses Ziel umfasst CO₂-Emissionen, die direkt am Standort entstehen, sowie indirekte CO₂-Emissionen aus Energie, welche über externe Versorgungsunternehmen bezogen wird.
Mit dem sogenannten Dekarbonisierungsindex (DKI)3 werden die Fortschritte bei der Dekarbonisierung für die einzelnen Marken des Volkswagen Konzerns und den Konzern als Ganzes gemessen. Der DKI3 ist damit eine strategische Messgröße auf dem Weg zur bilanziellen CO₂-Neutralität.1 Er misst die durchschnittlichen Emissionen von CO₂ und CO₂-Äquivalenten4 entlang des gesamten Lebenszyklus des Audi Pkw-Portfolios und ist in Tonnen CO₂ pro Fahrzeug angegeben. Er beinhaltet sowohl die direkten und indirekten CO₂¬Emissionen der einzelnen Produktionsstandorte (Scope 15 und 26 in 2023: 0,23 Mio. tCO2äq.) als auch alle weiteren direkten und indirekten CO₂-Emissionen im Lebenszyklus der Fahrzeuge (Scope 37 in 2023: 45,5 Mio. tCO2äq.).
Dekarbonisierung der Lieferkette
Dekarbonisierung der Lieferkette
Durch die konsequente Elektrifizierung des Audi Fahrzeugportfolios fällt zukünftig ein substanzieller Anteil der CO₂-Emissionen in der Lieferkette an. Während sich im Lebenszyklus eines Audi Modells mit Verbrennungsmotor im Durchschnitt circa 20 Prozent der CO₂-Emissionen auf die Herstellung belaufen (vorausgesetzt wird eine Produktion in der EU) und schätzungsweise 80 Prozent auf die Nutzungsphase, verlagert sich das Verhältnis bei Audi BEV-Modellen (Battery Electric Vehicle). Hier fallen im Durchschnitt mehr als 50 Prozent der CO₂-Emissionen in der Herstellung an (vorausgesetzt wird eine Produktion in der EU) und weniger als die Hälfte in der Nutzungsphase (vorausgesetzt wird hier der durchschnittliche Strommix in der EU).
Nicht zuletzt aus diesem Grund muss auch die CO₂-Bilanz in der Lieferkette verbessert werden. Dafür wurde 2018 das Audi CO₂-Programm ins Leben gerufen. Es identifiziert gemeinsam mit Zulieferunternehmen CO₂-Reduktionsmaßnahmen und Optimierungspotenziale entlang des gesamten Herstellungsprozesses von Materialien und Bauteilen. Für eine effiziente Dekarbonisierung der Lieferkette geht Audi auf Basis von sogenannten CO₂-Hotspots vor. Anhand dieser werden im Unternehmen bestimmte Materialien oder Bauteile identifiziert, bei denen mit den höchsten Einsparpotenzialen gerechnet werden kann.
Größter Emissionstreiber in der Lieferkette bei einem Elektrofahrzeug ist dabei die Hochvoltbatterie, gefolgt von Aluminium- und Stahlbauteilen. Die Summe der Komponenten aus diesen drei Bereichen ist in der Regel für mehr als die Hälfte des CO₂-Fußabdrucks in der Lieferkette eines E-Fahrzeugs verantwortlich. Die meisten CO₂-Emissionen fallen aber nicht bei den direkten Lieferant_innen an, sondern in den vorgelagerten Produktionsprozessen. Die Senkung der CO₂-Emissionen in der Lieferkette wird damit zu einem Ziel von neuen Audi Fahrzeugprojekten. Aus diesem Grund stellt Audi an seine Lieferbetriebe konkrete CO₂-Anforderungen. Audi verpflichtet beispielsweise Lieferunternehmen bei der Herstellung der Hochvoltbatteriezellen für die neue Premium Platform Electric zum Einsatz von Grünstrom. Außerdem setzen die Lieferant_innen bei ausgewählten Bauteilen, zum Beispiel im Bereich der Karosserie, CO₂-reduziertes Aluminium ein.
Eine Möglichkeit zur Reduktion von CO₂-Emissionen ist das Schließen von Materialkreisläufen. Audi hat sich zum Ziel gesetzt überall dort Sekundärmaterialien einzusetzen, wo dies technisch machbar, ökonomisch vertretbar und ökologisch sinnvoll ist. Auch Recyclingkreisläufe in der eigenen Produktion dienen dazu, CO₂-Emissionen bilanziell zu reduzieren. Ein Beispiel ist das Projekt Aluminium Closed Loop, welches seit 2017 besteht. Die Aluminiumblechverschnitte, die im Presswerk anfallen, gehen direkt an die Lieferbetriebe zurück. Diese recyceln sie zu Aluminiumblechen gleicher Qualität, die Audi anschließend wieder in der Fertigung verwendet. Gegenüber der Fertigung von Primäraluminium wird der Energiebedarf um rund 95 Prozent reduziert. Darüber hinaus belegt das „Chain of Custody“-Zertifikat der Aluminium Stewardship Initiative für die Standorte Ingolstadt und Neckarsulm den verantwortungsvollen Umgang mit Aluminium. Allein 2023 wurden mit dem Aluminium-Closed-Loop-Prozess und weiteren Maßnahmen – wie beispielsweise dem Einsatz CO₂-reduzierter Materialien oder der Nutzung von Grünstrom bei der Fertigung von Hochvoltbatteriezellen – in der Lieferkette bilanziell mehr als 450.000 Tonnen CO₂ vermieden.
Dekarbonisierung der Produktion
Das Umweltprogramm Mission:Zero bündelt sämtliche Initiativen des Unternehmens zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks in der Produktion und Logistik. Es gibt vier Handlungsfelder: Wassernutzung, Biodiversität, Ressourceneffizienz und Dekarbonisierung.
Das Handlungsfeld Dekarbonisierung hat die bilanziell CO₂-neutrale1 Fertigung an allen Audi Produktionsstandorten bis 2025 zum Ziel. Dies umfasst CO₂-Emissionen, die direkt am Standort entstehen (Scope 15), sowie indirekte CO₂-Emissionen aus Energie, welche über externe Versorgungsunternehmen bezogen wird (Scope 26). Im Berichtsjahr hat das Unternehmen wichtige Weichen gestellt: Das Werk in Ingolstadt produziert seit dem 1. Januar 2024 bilanziell CO₂-neutral1 – Brüssel (Belgien, 2018), Győr (Ungarn, 2020) und die Böllinger Höfe (Außenstelle bei Neckarsulm, 2020) fertigen bereits bilanziell CO₂-neutral.1 Bis 2025 folgen die Werke Neckarsulm und San José Chiapa (Mexiko).
Diese vier Schritte durchläuft Audi, um an Produktionsstandorten bilanzielle CO₂-Neutralität1 zu erreichen:
- Steigerung der Energieeffizienz
- Eigenerzeugung von regenerativer Energie
- Einkauf erneuerbarer Energien
- Kompensation bislang nicht vermeidbarer Emissionen durch Klimaschutzprojekte
Ziel ist es, Jahr für Jahr die Energieeffizienz zu steigern, den Anteil der eigenen grünen Energieproduktion zu erhöhen und sukzessive den Zukauf von externer Energie zu verringern, um so am Ende weniger CO₂-Emissionen durch den Zukauf von Zertifikaten kompensieren zu müssen. So ergänzen sich die einzelnen Schritte gegenseitig.
Zur Steigerung der Energieeffizienz ist an den Produktionsstandorten ein Energiemanagementsystem nach der weltweit gültigen Norm ISO 50001 etabliert. Audi hat sich jährlich ein Energiesparziel von mindestens zwei Prozent im Vergleich zum Verbrauch des Vorjahres gesetzt.
Die Eigenerzeugung von regenerativer Energie an den Produktionsstandorten steigert Audi sukzessive:
Die Photovoltaikfläche im Werk Ingolstadt ist in den letzten Jahren auf circa 23.000 Quadratmeter gewachsen. Aktuell sind circa 41.000 Quadratmeter in Bau oder in Planung.
Das Werk in Belgien produziert heute rund 13 Prozent des eigenen Stromverbrauchs selbst. Mit über 100.000 Quadratmetern ist es die größte Photovoltaikanlage in der Region. Sie produziert jährlich rund 9.000 Megawattstunden Strom. 2023 wurde mit der Vergrößerung der Anlage um weitere 17.000 Quadratmeter begonnen. Perspektivisch sollen bis zu 15 Prozent der benötigten Energie selbst erzeugt werden.
In Ungarn verfügt der Audi Standort über eine circa 160.000 Quadratmeter große Photovoltaikanlage. 36.000 Solarzellen liefern eine Spitzenleistung von 12 Megawatt. 2024 wird die Anlage erweitert. Ab 2025 soll sie zusätzliche 18 Megawatt Strom liefern. Hinzu kommt eine Geothermieanlage. Der Produktionsstandort ist größter Nutzer industrieller Geothermie in Ungarn und deckt bereits seit 2015 mehr als 80 Prozent seines Wärmeenergieverbrauchs mit Erdwärme ab. Aktuell liefert das System dem Standort jährlich mindestens 82.000 MWh Wärmeenergie und versorgt über eine Fernwärmeleitung sogar die benachbarte Stadt Győr.
Beim Einkauf von Energie wird darauf geachtet, dass diese aus erneuerbaren Energien stammt. So bezieht Audi in Ingolstadt beispielsweise seit Anfang 2012 für die Produktion seiner Fahrzeuge ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien, der unter anderem in Wasserkraftwerken in Österreich und Deutschland produziert wird. Aber auch die Umstellung von Erdgas auf Methan aus Biogasanlagen und die Nutzung von Fernwärme helfen, die CO₂-Emissionen in der Produktion zu verringern.
Maximal 10 Prozent der gesamten CO₂-Emissionen sollen durch externe Klimaschutzprojekte ausgeglichen werden: Einige CO₂-Emissionen sind bislang nicht vermeidbar, wie zum Beispiel von Prüfständen, auf denen die Diesel- und Benzinmotoren getestet werden. Diese CO₂-Emissionen kompensiert das Unternehmen durch den Zukauf von CO₂-Ausgleichszertifikaten aus externen Klimaschutzprojekten, welche hohen Qualitätsstandards für Klimaschutzprojekte entsprechen müssen.
Dekarbonisierung der Logistik
Dekarbonisierung der Logistik
Maßnahmen zur Reduzierung der CO₂-Emissionen in der Logistik sind ebenfalls Bestandteil des Audi Umweltprogramms Mission:Zero. Im Zentrum der Anstrengungen: Gemeinsam mit der Volkswagen Konzernlogistik folgt Audi einer langfristigen Roadmap, um Transporte zum und vom Werk so zu organisieren, dass möglichst wenig CO₂ ausgestoßen wird.
In der Logistik ist es das Ziel, den Bahnanteil weiterhin kontinuierlich zu erhöhen. Seit April 2024 setzt Audi für die Standorte Ingolstadt, Neckarsulm und Győr den ersten Ganzzug in Kombination mit vor- und nachgelagerten Lkw-Transporten ein. Der Ganzzug, der ausschließlich aus Audi Waggons besteht, kann unabhängig von bisher notwendiger Bahninfrastruktur wie Terminals und Bahnhöfen betrieben werden. Dieses Projekt ermöglicht Audi, 11.500 Tonnen CO₂-Emissionen pro Jahr im Vergleich zum herkömmlichen Transport auf der Straße einzusparen. Ergänzend setzt Audi in enger Zusammenarbeit mit Lkw-Herstellerfirmen, kraftstoffproduzierenden Unternehmen und Speditionen bewusst auf biogene Kraftstoffe wie Bio-LNG und HVO100 als wichtige Brückentechnologie, die im Vergleich zum Einsatz von Diesel im Fahrbetrieb bis zu 85 Prozent weniger CO₂-Emissionen verursachen. Darüber hinaus wird auch der Einsatz des Battery Electric Truck (BET) ab 2025 in der Inbound-Logistik (Beschaffungs- und Produktionslogistik) pilotiert.
Der größte Hebel zur Dekarbonisierung der Fertigfahrzeuglogistik liegt in den Überseetransporten. Hier setzt Audi Schritt für Schritt vermehrt auf alternative Antriebe wie beispielsweise Schiffe, die mit LNG (Liquefied Natural Gas) betrieben werden.
Dekarbonisierung in der Nutzungsphase
Ein wesentlicher Anteil der CO₂-Emissionen, die ein Auto über seine Lebensdauer ausstößt, entsteht meist beim Fahren. Vor dem Hintergrund der Elektrifizierung des Audi Fahrzeugportfolios haben hier die elektrischen Modelle das größte Potenzial: Als Elektroauto können sie lokal CO₂-emissionsfrei beim Fahren betrieben werden. Wird es darüber hinaus mit Grünstrom geladen, verbessert dies die CO₂-Bilanz weiter. Im Vergleich zum durchschnittlichen Strommix in der EU könnten bis zu 50 Prozent der CO₂-Emissionen über den Lebenszyklus reduziert werden, wenn ausschließlich Grünstrom geladen wird.
Audi weitet sein E-Portfolio sukzessive aus: Bis 2027 will das Unternehmen in allen Kernsegmenten ein rein elektrisches Fahrzeug im Portfolio anbieten. Mit der Aktualisierung des Produktportfolios geht eine Effizienzsteigerung der vollelektrischen Fahrzeuge einher. So sind zum Beispiel Fahrzeuge auf Basis der neuen Premium Platform Electric im Energieverbrauch bis zu 30 Prozent effizienter als der Audi e-tron8 (erste Generation). Dies ist das Ergebnis aus dem Einsatz neuester Technologien und der konsequenten Optimierung des Gesamtsystems, bestehend aus E-Maschine, Getriebe und Leistungselektronik.
Zusätzlich nimmt Audi den Ladestrom seiner Elektroflotte als wesentlichen Hebel zur CO₂-Reduktion in den Fokus. Bereits heute können Audi Kund_innen beispielsweise für das Laden zu Hause die Grünstromangebote der Volkswagen Tochter Elli (Electric Life) nutzen. Für das Laden unterwegs bietet das Ladenetzwerk von IONITY grünen Strom. Das Joint Venture, an dem der Volkswagen Konzern mit den Marken Porsche und Audi beteiligt ist, plant den Aufbau von mehr als 5.000 zusätzlichen Schnellladepunkten mit bis zu 350 kW Ladeleistung an über 1.000 Standorten in Europa bis 2025. Zudem offeriert Audi seinen Kund_innen mit Audi charging9 einen Service für das Laden an öffentlichen Ladesäulen. Damit haben Audi Fahrer_innen Zugang zu circa 600.000 Ladepunkten in 29 europäischen Ländern.
Audi fördert den Ausbau regenerativer Energien. Zur Erhöhung des Anteils an Grünstrom bei Ladevorgängen kooperieren die Vier Ringe mit der VW Kraftwerk GmbH und mehreren Energieversorgungsunternehmen. Bis 2025 sollen in verschiedenen Ländern Europas neue Wind- sowie Solarparks entstehen, die zusammengerechnet rund fünf Terawattstunden zusätzlichen Grünstrom erzeugen sollen. Das erste deutsche Projekt zur Ausweitung des Grünstromangebots ist ein Solarpark in Mecklenburg-Vorpommern. Er wurde in Zusammenarbeit mit dem deutschen Energieunternehmen RWE realisiert. Die Anlage ging 2022 in Betrieb und ist auf eine Gesamtkapazität von 170 Mio. Kilowattstunden ausgelegt. Hier liefert die Sonne jährlich so viel Strom, wie 50.000 Haushalte im Jahr verbrauchen. Mit knapp 420.000 Solarmodulen auf einer Fläche von fast 350 Fußballfeldern handelt es sich um einen der größten unabhängigen Solarparks in Deutschland. In Spanien nahmen darüber hinaus bereits 2021 drei Solarparks und ein Windpark den Betrieb auf. Weitere Projekte in ganz Europa stehen in den Startlöchern. Sie sollen vorrangig in Gebieten umgesetzt werden, in denen der Ladebedarf besonders hoch ist.
Auch im Handel forciert Audi im Verbund mit dem Volkswagen Konzern die Reduktion von CO₂-Emissionen. 2021 wurde das Projekt mehrerer Marken des Volkswagen Konzerns „goTOzero RETAIL“ initiiert. Das Ziel: Der CO₂-Fußabdruck des gesamten Handelsnetzes des Volkswagen Konzerns soll bis 2030 um mindestens 30 Prozent, bis 2040 um mindestens 55 Prozent und bis 2050 um mindestens 75 Prozent gesenkt werden – ausgehend vom Basiswert im Jahr 2020. Mehr dazu lesen Sie hier.
Dekarbonisierung im End-of-Life: Kreislaufwirtschaft und Second Life
Die AUDI AG optimiert auch die letzte Phase im Lebenszyklus eines Fahrzeugs, indem sie nach der Nutzungsphase der Fahrzeuge Materialien in die Wertschöpfungskette zurückführt. So sollen nach und nach Kreisläufe von wichtigen Ressourcen geschlossen werden. Mehr dazu lesen Sie hier.