„Die Vier Ringe haben einen klaren Plan für die Zukunft.“

Verbrenner werden durch Elektromodelle ersetzt, das Audi Umweltprogramm Mission:Zero vorangetrieben und 2030 will Audi 3 Millionen Fahrzeuge pro Jahr absetzen: Gerd Walker, Mitglied des Vorstands der AUDI AG, über die ambitionierten Ziele der Vier Ringe und die Herausforderung für Produktion und Logistik.

17.03.2022 Lesezeit: 3 min

Gerd Walker, Mitglied des Vorstands der AUDI AG, Produktion und Logistik (2022)
Gerd Walker, Mitglied des Vorstands der AUDI AG, Produktion und Logistik

Sie sind 1997 als Werkstudent zu Audi gekommen, waren dann in verschiedenen Positionen für die Vier Ringe und den Volkswagen Konzern tätig und sind nun seit Februar als Vorstand zurück in Ingolstadt. Was bedeutet Ihnen die Marke Audi? 

 

Es fühlt sich ein wenig so an, als wenn man nach einer erlebnisreichen Reise wieder nach Hause kommt. Obwohl es geografisch gesehen „nur“ Wolfsburg und das ungarische Győr waren, habe ich dort vieles gelernt und wichtige Erfahrungen gesammelt. Jetzt freue ich mich, wieder nach Ingolstadt zurückzukehren. Hier bin ich damals mit 27 Jahren als Werkstudent gestartet. Für mich ist Audi die spannendste Marke im Volkswagen Konzern, auch aufgrund ihres sehr vielfältigen Produktportfolios.

2030 will Audi 3 Millionen Fahrzeuge pro Jahr absetzen. Gleichzeitig werden die Verbrenner nach und nach durch Elektromodelle ersetzt. Was bedeuten diese Veränderungen für die Produktion und die Logistik? 

 

Diese Ambition zu setzen, ist eine richtig starke Message – nach innen und außen! Die Vier Ringe haben einen klaren Plan für die Zukunft. Mit Blick auf die Marktprognosen, unser attraktives Produktportfolio sowie unser flexibles und leistungsfähiges Team ist das machbar. Die Transformation ist ein langer Weg, aber wichtige Schritte haben wir bereits geschafft. Das Werk Brüssel produziert schon seit 2018 ausschließlich Elektroautos, in Győr haben wir vor Kurzem den 250.000. E-Motor gefertigt und in Ingolstadt bereiten wir uns auf den Audi Q6 e-tron vor, samt eigener Batteriemontage.

Seit Jahren engagiert sich Audi für mehr Umweltschutz, vor allem in seinen Werken. Welche weiteren Maßnahmen sind dafür in 2022 geplant? 

 

Wir haben mit Mission:Zero bereits vor zwei Jahren ein ambitioniertes Umweltprogramm in der Produktion und Logistik gestartet. Ein zentrales Ziel dieses Programms ist es, alle unsere Produktionsstätten bis spätestens 2025 bilanziell CO₂-neutral1 zu betreiben. Für Audi Brussels und Audi Hungaria ist das bereits umgesetzt, ebenso für die Produktion des Audi e-tron GT in den Böllinger Höfen am Standort Neckarsulm. Doch ganz klar ist auch, dass Dekarbonisierung nicht der alleinige Fokus ist. Mindestens ebenso wichtig sind der effiziente Umgang mit Ressourcen, eine sparsame Wassernutzung sowie der Schutz der Biodiversität. Hierauf will ich mich besonders konzentrieren und freue mich, dass bereits so viel Vorarbeit geleistet wurde, auf die wir jetzt aufsetzen können.

 

So planen wir beispielsweise bei Audi Brussels, den Betriebswasserbedarf für die Produktion zukünftig nicht mehr durch hochwertiges Trinkwasser, sondern durch aufbereitetes Abwasser aus der benachbarten kommunalen Kläranlage zu decken, in die auch unsere Abwässer fließen. Das hat das Potenzial, den Trinkwasserverbrauch des Standorts um etwa 80 Prozent zu reduzieren. Audi México hat das im Übrigen vorgemacht und produziert Fahrzeuge bereits seit 2019 abwasserfrei. Darüber hinaus werden wir in 2022 einen eigenen Biodiversitätsindex vorstellen, der die Artenvielfalt der Tier- und Pflanzenwelt an unseren Produktionsstandorten beschreibt. 

Audi RS e-tron GT: Stromverbrauch (kombiniert) in kWh/100 km: 21,1–18,4CO₂-Emissionen (kombiniert) in g/km: 0CO₂-Klasse: A

Audi e-tron GT quattro: Stromverbrauch (kombiniert) in kWh/100 km: 21,6–19,6CO₂-Emissionen (kombiniert) in g/km: 0CO₂-Klasse: A

Audi RS e-tron GT: Stromverbrauch (kombiniert) in kWh/100 km: 21,1–18,4CO₂-Emissionen (kombiniert) in g/km: 0CO₂-Klasse: A

Audi e-tron GT quattro: Stromverbrauch (kombiniert) in kWh/100 km: 21,6–19,6CO₂-Emissionen (kombiniert) in g/km: 0CO₂-Klasse: A

Sie kennen Audi aus vielen verschiedenen Blickwinkeln. Wie hilfreich ist das für Ihre neue Aufgabe?

 

Dieses Wissen ist gerade jetzt bei meiner Rückkehr sehr hilfreich. Ich bin gut vernetzt und habe über die gesamte Zeit engen Kontakt mit einigen Audianer_innen gehalten. Zugleich profitiere ich enorm von meinen Erfahrungen aus den vergangenen Jahren, insbesondere in der Steuerung des gesamten konzernweiten Produktionsnetzwerks. Beides zusammen bildet die Grundlage für eine meiner wichtigsten Aufgaben: die richtige Balance zu finden zwischen der maximalen Nutzung von Konzernsynergien und der Wahrung der spezifischen Audi DNA im Hinblick auf unsere Produkte.

Die Digitalisierung eröffnet viele neue Möglichkeiten. Wie wollen Sie die Produktion bei Audi weiter vernetzen?

 

Digitalisierung spielt eine Schlüsselrolle bei der Produktion der Zukunft. Audi ist hier schon heute sehr gut aufgestellt. Beispielsweise haben wir ein eigenes Team, das Audi Production Lab, das innovative Produktionstechnologien unter Realbedingungen testet. Allgemein herrscht bei Audi eine große Offenheit für neue digitale Lösungen. Diese Offenheit bedeutet auch, intensiv mit externen Partner_innen zusammenzuarbeiten. Ein Beispiel dafür ist die Automotive Initiative 2025 am Standort Neckarsulm, mit der wir ein großes Kompetenznetzwerk für digitale Produktion aufbauen. In meiner Zeit bei Volkswagen habe ich mich intensiv mit digitalen Systemen beschäftigt und die Industrial Cloud mit auf den Weg gebracht. Einige von Audi entwickelte Anwendungen sind auf dieser Plattform bereits für alle Werke im Volkswagen Konzern verfügbar. Das schafft große Synergien und macht uns im gesamten Konzern schneller und flexibler. Diesen Weg gehen wir jetzt konsequent weiter.

Strategie „Vorsprung 2030“ – So gestaltet Audi die Zukunft

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Strategie „Vorsprung 2030“ – So gestaltet Audi die Zukunft

Vorsprung durch Technik für die E-Ära

 

Die E-Mobilitäts-Offensive der Vier Ringe kommt genau zur richtigen Zeit. Klimafreundliche Mobilität gewinnt zunehmend an Bedeutung. Ab 2027 bietet das Unternehmen in allen Kernsegmenten E-Modelle an. Diese Palette an Elektroautos wird sich vom Wettbewerb abgrenzen, mit einer speziellen Audi DNA und Vorsprung durch Technik in bestimmten Bereichen. Design, Sportlichkeit, Fahrkomfort und Qualität werden einen Unterschied machen. Ergänzend wird Audi seine Stärken in Verarbeitung, Color & Trim und Akustik gezielt ausspielen.

 

Ein klarer Plan für den letzten und gleichzeitig besten Verbrenner von Audi

 

Audi beschleunigt seinen Umstieg auf die Elektromobilität. Bereits 2026 bringen die Vier Ringe neue Modelle ausschließlich vollelektrisch auf den Weltmarkt. 2033 stellt Audi weltweit die Fertigung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren ein. Eine Ausnahme könnte China werden, wo eine längere Produktion in Abhängigkeit von der lokalen Nachfrage untersucht wird. Die letzte Verbrennergeneration kommt mit einem Versprechen: Sie wird die beste sein, die Audi je auf den Markt bringen wird. Diese frühzeitig klar formulierte Antriebsstrategie gibt Planungssicherheit und hilft, Zukunftsinvestitionen gezielt und effizient zu leiten. Begleitet wird dieser technologische Wandel vom größten Transformationsprozess in der Geschichte von Audi. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der erfolgreichen Qualifizierung und Weiterentwicklung betroffener Mitarbeiter_innen.

 

ESG-Performance als Basis für eine bessere Zukunft

 

Audi produziert schon heute seine Fahrzeuge an mehreren Standorten bilanziell CO2-neutral1. Nun rückt das Unternehmen Nachhaltigkeit über den gesamten Produktlebenszyklus noch stärker in den Fokus, von der Ressourcengewinnung über den Betrieb des Fahrzeugs bis zur Wiederverwendung der eingesetzten Materialien. Zukünftig soll ESG (Environment – Social – Governance oder übersetzt: Umwelt – Gesellschaft – Unternehmensführung) in allen Unternehmensentscheidungen, Produkten und Dienstleistungen von Audi eine wichtige Rolle spielen. Kriterien für ESG sind vor allem der Klimaschutz, der Umgang mit endlichen Ressourcen, mit der Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeitenden sowie die Wahrnehmung von gesellschaftlicher Verantwortung. Weiter zählt, wie robust die Audi Unternehmenssteuerung zum Beispiel beim Compliance- und Risikomanagement aufgestellt ist. In all diesen Themen lässt sich Audi auch extern bewerten und unterzieht sich 2022 einem international anerkannten ESG-Rating. 

 

Holistisches Ökosystem stellt die User in den Mittelpunkt und schafft bedeutsame und ­faszinierende Erlebnisse

 

Audi will die progressive Premiummobilität von morgen noch attraktiver gestalten. Dabei stehen neben dem Fahrzeug zukünftig das holistische Kundenerlebnis und die Integrationsfähigkeit in das Leben der Nutzer_innen im Mittelpunkt. Vor diesem Hintergrund setzt sich Audi intensiv mit den Bedürfnissen der User auseinander. Sie erwarten von Audi faszinierende und bedeutsame Erlebnisse sowie ganzheitliche Lösungen, die sich nahtlos über sämtliche Bereiche ihres Alltags erstrecken. Das Ökosystem für elektrische und perspektivisch auch automatisiert fahrende Autos spielt eine zentrale Rolle in der Transformation und wird ein wesentlicher Schlüssel zur Kundenzufriedenheit und somit zu langfristigen, persönlichen Kundenbeziehungen. Ein elementarer Baustein des Ökosystems ist das Thema „Laden“, das mit Lademöglichkeiten an der heimischen Wallbox, einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur mit europaweiten Ladepunkten oder mit intelligenter Routenplanung bereits heute erfolgreich umgesetzt wurde. Für den weiteren Ausbau des Ökosystems wird insbesondere das automatisierte Fahren zum Gamechanger. So entstehen eine Vielzahl zusätzlicher Anwendungsfälle, die die Nutzung des Fahrzeugs fundamental verändern werden. Es wird zum persönlichen Experience Device und ist mal Büro, Kino, Ort zur Entspannung und mal ein Raum für Shopping und Gaming. Das Audi Ökosystem fokussiert konsequent auf die User und verbindet das Fahrzeug mit einem breiten Angebot an Services, die alle Lebensbereiche betreffen – online sowie offline. Dadurch entsteht ein ganzheitliches Erlebnis über sämtliche Kontaktpunkte mit der Marke Audi hinweg, das sich nahtlos in das Leben der Nutzer_innen einfügt.

 

Intelligente Hardware: In Zukunft sind Teile komplett vernetzt und zunehmend aus nachhaltigen Materialien

 

Mit intelligenter Hardware können Kund_innen ihre Autos zukünftig immer wieder upgraden. So bleiben die Audi Modelle über ihren gesamten Lebenszyklus attraktiv. Dafür möchte Audi seinen Kund_innen zukünftig Teile mit einem intelligenten Informationssystem anbieten, die proaktiv um Erneuerung bitten, falls ein Verschleiß oder Defekt entdeckt wird. Die technische Grundlage dafür bietet die Vernetzung der Fahrzeuge mit einem ausgeklügelten Zusammenspiel von Algorithmen und Sensoren. Zusätzlich wird Audi Bauteile zur Stärkung einer Kreislaufwirtschaft auf Premiumniveau wiederaufbereiten. Nachhaltige Materialien und eine ressourcenschonende Produktion stehen dabei im Fokus. Alle diese Maßnahmen sollen zukünftig auch die Restwerte der Modelle positiv beeinflussen. Gleichzeitig erweitert Audi damit das Angebot im After-Sales-Sektor und will so zusätzliche Umsätze in diesem profitablen Geschäftsfeld erwirtschaften. 

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