Große Schritte in eine elektrische Zukunft
Es liegt schon einige Jahre zurück, als ein Automechaniker dem ungarischen Ingenieur Attila Kovacs ein Sprichwort zuflüsterte: „Wer auf der Stelle tritt, verschleißt seine Schuhe. Wer mutig voranschreitet, erreicht etwas.“ Weisheiten wie diese mochte Kovacs schon immer – und nahm sie sich fortan zu Herzen. Der gelernte Maschinenbauer arbeitet bereits seit 25 Jahren bei Audi Hungaria in Győr. Jetzt gehört er zu den Expert_innen für Elektromobilität im Unternehmen: 2019 hat er sich der Herausforderung gestellt und wechselte innerhalb der Fertigungsplanung von den Verbrenner- zu den Elektroantrieben.
„Die Technologie wird in Zukunft die führende Rolle übernehmen“, sagt er. „Dazu möchte ich meinen Teil beitragen.“ Ein Entschluss, der einige Jahre gereift war. „Er war wie eine Mücke in meinem Ohr, die immer wieder zu hören war.“ Sein Vorgesetzter bestärkte ihn in seiner Entscheidung – und die Audi Akademie half mit ihrem Schulungsprogramm für Ingenieur_innen dabei, fehlendes Wissen aufzusatteln.
Gezielter Aufbau neuer Kompetenzen
Um den Wandel zur Elektromobilität zu stemmen, benötigen die Vier Ringe neue Fertigkeiten. So qualifizierte Audi für den Anlauf der Audi Q6 e-tron Baureihe in Ingolstadt bisher 8.300 Mitarbeitende aus Produktion, Technischer Entwicklung und Vertrieb. Bei den Maßnahmen handelt es sich um Pakete aus Theorie und Praxis, die individuell auf die Mitarbeitenden zugeschnitten sind. In der Ingolstädter Fertigung hat Audi zugleich 500 neue Kolleg_innen für die Produktion des Audi Q6 e-tron eingestellt.
Antriebsplanung der neuen Fahrzeug-Plattform
Auch bei Audi Hungaria in Győr, wo der Elektroantrieb für das Auto gefertigt wird, wurden seit 2022 rund 2.000 Mitarbeitende für die Elektrifizierung fortgebildet. So wie Attila Kovacs, der seinen Wechsel keineswegs bereut – im Gegenteil. Seit 2021 plant er mit seinem Team die Antriebe für die neue Technikplattform Premium Platform Electric (PPE), auf der zum Beispiel der neue Audi Q6 e-tron basiert. „Es macht mich stolz, an dieser wichtigen Technologie mitzuwirken“, sagt Kovacs. Und: „Sich von Zeit zu Zeit neu zu erfinden, bringt einen frischen Kopf und neue Motivation.“
Maria Salbeck wechselt in neue Batteriemontage
Maria Salbeck wechselt in neue Batteriemontage
Rund 600 Kilometer westlich, am Audi-Stammsitz in Ingolstadt, hat sich auch Maria Salbeck für einen Wechsel in die E-Mobilität entschieden. Bei Audi hat sie sich von der Mechatronikerin für Automatisierungstechnik zur Expertin der neuen Batteriemontage in Ingolstadt weitergebildet. Zuvor war sie als Anlagenfahrerin in der Lackiererei tätig, zuletzt als Co-Trainerin im Audi Bildungszentrum. „Dann wollte ich wieder in die Fertigung, zurück ans Produkt“, sagt Salbeck. Nun verantwortet sie in der Batteriemontage verschiedenste Technologien und betreut einen Gesamtbandabschnitt. „Manchmal muss man auch einen schwierigeren Weg gehen und sich trauen, ins kalte Wasser zu springen.“
Mit Pioniergeist voranschreiten
Mit Pioniergeist voranschreiten
Auf mutige Mitarbeitende wie Maria Salbeck oder Attila Kovacs ist auch die Hochvoltbatterieplanung in Ingolstadt angewiesen. Denn: Ausgebildete Batterieplaner_innen lassen sich auf dem Arbeitsmarkt noch gar nicht finden. So haben sich die rund 60 Mitarbeitenden größtenteils intern aus anderen Bereichen für die Hochvoltbatterieplanung gefunden und weiterqualifiziert. Ursprünglich kommen sie aus dem Werkzeug- und Anlagenbau, aus der Logistik, der Batterieentwicklung und aus der Produktion. Ein bunter Mix: Vom jungen Techniker bis hin zur berufserfahrenen Montageplanerin, ob mit Theorie- oder Praxishintergrund, ob ursprünglich aus Győr, Brüssel oder Ingolstadt.
Sebastian Frei, Leiter der Hochvoltbatterieplanung, ist stolz auf sein Team. „Wir vereinen das Beste aus allen Welten“, sagt er. Was alle eint, sei der Pioniergeist. Das Qualifizierungsprogramm für seine Mitarbeitenden fußt auf mehreren Säulen, die auf den jeweiligen Kenntnisstand zugeschnitten sind. Wer beispielsweise bereits aus der Planung kommt, muss noch die Hochvolttechnik lernen. Andere wiederum fangen mit Planungsgrundlagen komplett bei null an. Neben internen Schulungen über die Audi Akademie steht jedem Neuankömmling dank eines Patenmodells in der Anfangszeit eine erfahrene Fachkraft zur Seite.
“Der Audi Q6 e-tron wird mir als besonderes, innovatives Projekt lange in Erinnerung bleiben.”
Aktuell arbeitet das Team der Hochvoltbatterieplanung am Audi Q6 e-tron. Und schon bald folgen die nächsten Projekte. Zum Beispiel der Aufbau von Batteriefertigungen an weiteren Standorten. Der Wissensaustausch läuft konzernweit und in beide Richtungen. Frei war etwa zu Besuch bei der Konzernschwester Škoda in Mladá Boleslav, um sich die dortige Batterieplanung anzuschauen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. „Der Audi Q6 e-tron wird mir als besonderes, innovatives Projekt lange in Erinnerung bleiben. Zeitgleich geht es weiter – es gibt immer wieder Neues zu entwickeln. Wir investieren hier in die Zukunft“, sagt Frei. Aus seiner Sicht gehört die Batterieplanung „zu den attraktivsten Jobs bei Audi“.
Zusammengefasst: Mit dem Aufbau der neuen Kompetenzen stellt Audi die Weichen für die Zukunft, in der die Vier Ringe die Fertigung von Autos mit Verbrennungsmotoren weltweit bis 2033 nach und nach einstellen. Bis dahin tragen auch die Verbrenner mit modernen Motoren zum Erfolg des Unternehmens bei. Die Expert_innen für Verbrennertechnologie werden daher weiter dringend benötigt und legen den Grundstein für die Investitionen in die Elektromobilität. Dass auch sie sich später noch einmal neu erfinden, ist freilich nicht ausgeschlossen.