Die Macht ist mit ihnen
„Hi Jacques, bitte nach Berlin, Olympiahalle.“ Ineke schließt die Autotür zu, die laute Geschäftswelt aus. Schallisoliert. Lounge-Interieur. Entertainment-Plus-Paket. „Gute Wahl“, denkt sie und legt die Beine hoch.
Sie stützt sich auf die Armlehne, ihre biometrischen Daten synchronisieren sich mit dem Bordsystem. Das Licht wird gedimmt. Der Nachrichtenfluss auf den 360-Grad-Bildschirmen erlischt, das Bild wechselt auf eine Dünenlandschaft im Norden. Frische Meeresluft erfüllt den Raum. Ein kleiner Glücksmoment. Mit jeder Sekunde Autofahrt entfernt sie sich mehr vom Büroalltag und nähert sich ihrem Ruhepuls. Wellenrauschen trägt sie in den Schlaf.
„Ineke … du hast deine optimale Schlafphase von 1 Stunde und 30 Minuten erreicht“, Jacques weckt seine Passagierin mit sanfter Stimme. Er öffnet die Bildschirme für einen Blick nach draußen. „Die Fahrtzeit bis zum Ziel beträgt noch drei Stunden. Möchtest du in den Business-Modus schalten oder zu Entertainment wechseln? Mit dem Plus-Paket steht dir auch unser Personal-Trainer zur Verfügung …“
„Würdest du in deinem Auto tatsächlich Sport machen?“ Die Frage reißt Ineke aus ihrer Traumwelt. Ihr vollautonomes Auto mit der sexy Stimme „Jacques“ weicht einem hölzernen Fahrzeugskelett, so groß wie ein Audi A3. Das Modell steht in einem Kreativraum, die Kreativen selbst sitzen ringsum auf Sofas und Sesseln verstreut. Die Gruppe feilt gerade an ihrer persönlichen Lovestory – ihrem Lieblingsmoment in einem pilotiert fahrenden Audi, 15 Jahre in der Zukunft.
Ineke Paulsen
Sie weiß, was die Menschen bewegt – in der realen und in der digitalen Welt.
Als Chief Brand Officer von Wimdu verantwortete sie die Markenstrategie des Plattformbetreibers und brachte Menschen in ganz Europa zusammen.
In ihrer neuen Position beschäftigt sie sich vor allem mit der digitalen Lebenswelt: als Country Marketing Communications Manager Germany bei Facebook. Persönlich schätzt sie die physische Realität sehr – gerade wenn es um gutes Essen geht.
Ab in die Zukunft
Im Jahr 2025 wird pilotiertes Fahren unseren Alltag revolutioniert haben. Wie leben wir dann? Und was erwarten wir von unserem Auto? Die Trend Receiver begeben sich auf eine Gedankenreise in die Zukunft.
Rupert Hofmann
Trend Receiver haben besondere Antennen. Sie können schon schwache Signale der Veränderung früh erkennen und deren Entwicklungspotenzial differenziert und feinfühlig einschätzen.
„Sie verfügen über eine außergewöhnliche Kombination von Offenheit und Erfahrung. Dabei verbinden sie die Kundenperspektive mit der Fähigkeit, von sich selbst zu abstrahieren. Neugier und Heterogenität vervollständigen ihr Profil. Gleichzeitig besitzen sie eine starke Selektionskompetenz, um im Strudel der neuen Informationen und Eindrücke das Relevante herauszugreifen. Meist handelt es sich um Laientrendforscher, also Personen, die ohne Auftrag in ihrem jeweiligen Umfeld beobachten, was die Menschen antreibt und was sich ändert.“
Artikel zum Trend Receiver Konzept in Journal “Technological Forecasting & Social Change” als PDF: Visionary competence for long-term development of brands, products, and services: The trend receiver concept and its first applications at Audi
Rebecca Swift
Das Beobachten von Trends und die Analyse gesellschaftlicher Veränderungen ist für diese Menschen eine selbstverständliche Beschäftigung. Ihre Neugier treibt sie an, Entwicklungen zu hinterfragen und in das Morgen zu projizieren.
Rebecca Swift aus London ist ein Beispiel dafür: Als Creative Director bei Getty Images, der weltgrößten Bildagentur, plante sie viele Jahre den Stil der dort beauftragten Fotografie und prägte so die Bildwelten. Heute arbeitet sie als Consultant und Hochschuldozentin. „Sie hat ein sehr ausgeprägtes Gespür für Entwicklungen der Bildästhetik“, sagt Rupert Hofmann.
Auch Remo Masala sieht Hofmann als perfekten Trend Receiver: „Er ist sehr direkt und verfügt über eine außergewöhnliche Verbindung von ästhetischem und kommerziellem Gespür gepaart mit strategischer Kompetenz. Er kommt viel in der Welt herum und denkt sich ebenso reflektiert wie offen in kommende Märkte und neue Produkt- und Servicewelten hinein.“
Dies gilt auch für Wolfgang Ullrich: Er lehrt Kunst- und Medientheorie an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Hofmann schätzt ihn als führenden und unabhängigen Denker mit sehr guter Menschenkenntnis, der Veränderungen feinsinnig in ihren kultur- und ideengeschichtlichen Kontext stellen kann.
Wolfgang Ullrich
Bis 2015 Professor für Kunstwissenschaft und Medienphilosophie an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, seither freier Autor.
Zahlreiche Publikationen zu Geschichte und Kritik des Kunstbegriffs, bildsoziologischen Fragen sowie zu Wohlstandsphänomenen, unter anderem „Habenwollen. Wie funktioniert die Konsumkultur?“.
Remo Masala
Chief Marketing Officer Thomas Cook Group, ein globaler Touristikkonzern mit Sitz in London. Zuvor CMO von Kuoni in Zürich sowie Vorstand Marketing der Designhotel-Gruppe
Trend Receiver als Agenten des Neuen
“... eine außergewöhnliche Begabung, Erscheinungen des Wandels und zukünftige Möglichkeitsräume zu erkennen und neue Potenziale aufzuzeigen”
Die Agenten des Neuen sind für Rupert Hofmann all jene Menschen, die das Neue in die Welt bringen. In seiner Dissertation hat er verschiedene bestehende Konzepte rund um das Neue untersucht und teilt diese in drei Gruppen ein:
Die Inventoren, die Erfinder und Kreativen also, die Neues erdenken, ertüfteln und entwerfen. Wobei dieses Neue meist eine überraschende Verbindung aus schon Bekanntem ist: „Es gab Berge und es gab Fahrräder. Und irgendwann entstanden Mountainbikes.“
Die zweite Gruppe nennt Hofmann Multiplikatoren, die Meinungsführer oder Early Adopters – etwa Großstädter, die mit den allerersten Mountainbikes unterwegs waren. Oder auch jene Fans, die nachts vor dem Apple Store ausharren, um morgens als Allererste das neue iPad in den Händen zu halten.
Die dritte Gruppe sind die Trendbeobachter – darunter fallen auch die themenspezifisch ausgewählten Trend Receiver. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich mit „Veränderungen und deren Entfaltungsmöglichkeiten" beschäftigen. Selbst wenn sie nicht explizit als Trendbeobachter arbeiten, so haben sie doch „eine außergewöhnliche Begabung, Erscheinungen des Wandels und zukünftige Möglichkeitsräume zu erkennen und neue Potenziale aufzuzeigen“, so Hofmann.
Die Themen der Trend-Receiver-Studien sind bei Audi breit gestreut: Neben Gesprächen zu ganz neuen Fahrzeugkonzepten können auch künftige Mobilitäts- oder Vertriebslösungen im Mittelpunkt stehen. Entsprechend werden die Interviews geführt: Ein klassischer Fragebogen verbietet sich, der Gesprächsleitfaden ist bewusst flexibel und offen gehalten. Die Erkenntnisse aus diesen Diskussionen fließen in die verschiedenen Strategieprozesse der AUDI AG ein. „Audi ist sehr interessiert an einem ungefilterten und visionären Input von außen“, so Rupert Hofmann. „Die Arbeit mit Trend Receivern ist ein fester Bestandteil unseres Instrumentariums und damit ein wichtiges Element der Trendforschung.“